Der reflektierte Umgang mit Medien erfordert allerdings Medialitätsbewusstsein: Wir müssen Medien einschätzen und reflektieren können, bevor wir sie nutzen. Die Vermittlung dieses Medialitätsbewusstseins basiert auf der Einsicht, dass Medien nie Wirklichkeit, sondern nur medienspezifisch konstruierte und inszenierte Wirklichkeitsausschnitte liefern – unabhängig davon, ob wir ganz natürlich mit unseren Sinnen oder medial mit Technik Wahrnehmung erfahren. Dabei geht es nicht um Unterschiede zwischen „Realität“ und „Medienrealität“, sondern um „Medialität“, d.h. dem „konstitutive[n] Anteil der Medien an der Generierung[1], Speicherung und Übermittlung von Informationen und Wissen“. [2] Erst dieser Blick auf Medien begründet die Forderung nach Medienbildung als einem integralen Bestandteil der Allgemeinbildung.
Weiterhin wird deutlich, dass sich Medienbildung nicht ausschließlich auf die Auseinandersetzung mit den Massenmedien und den Formen der computervermittelten Kommunikation beziehen kann. In den Bereichen von Technik, Naturwissenschaft, Sprachen und Medizin sowie in der Mathematik kommt Medien als Werkzeugen der Weltaneignung eine mindestens ebenso große Bedeutung zu. Dabei sind es nicht die Apparate, Geräte oder technischen Systeme, die zum Gegenstand der Medienbildung werden, sondern es sind die alltäglichen Anwendungen der Medien, die sie zu Werkzeugen der Weltaneignung werden lassen.
[1] Zu den wichtigen Aktivitäten der Informationsgewinnung und -verarbeitung zählen dabei Sichtbarmachen, Darstellen, Speichern, Kommunizieren, Messen, Sammeln, Klassifizieren, Analysieren, Vergleichen, Visualisieren, Modellieren und Simulieren.
[2] Wissenschaftsrat, http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/7901-07.pdf, 2007, S. 76, Stand: 23.9.2015.